Dampfschiffgasse № 3: Franziskanerkloster
Die mächtige Anlage des Franziskanerklosters in einem Kupferstich von Franz Leopold Schmitner, 1740
Die Klosteranlage 1925 – damals noch hoch über der Donau
Die Geschichte …
1621 kaufte Leonhard Helfried Graf Meggau die Greinburg und ließ sie umfangreich erweitern. Bereits ein Jahr danach gründete er das Franziskanerkloster, um im Oberösterreichischen Donautal ein gegenreformatorisches Zentrum zu bilden.
Die Anlage umfasste neben dem Konvent mit der Klosterkirche nach Osten hin die Lorettokirche, das Heilige Grab und die Kalvarienbergkapelle. Neben den sakralen Gebäuden verfügte das Kloster auf mehreren Ebenen auch über einen großen Nutzgarten, einen Ziergarten und einen Pavillon. Über eine gedeckte Stiege konnten Pilger das Klosterareal von der Donau aus erreichen.
1784 wurde der Konvent von Joseph II. aufgehoben, hernach diente das Gebäude als Armenhaus und Gefängnis. 1850 wurden das neu eingerichtete Bezirksgericht Grein und das Steueramt untergebracht.
Als Leopold Gruber 1990 als Kaplan in die Pfarre Grein kam, wurde das seit fünf Jahren leer stehende Gebäude gerade zum Kauf angeboten. Der katholische Priester gründete den Verein »Pilgerweg des Vertrauens«, kaufte das Gebäude mit Spenden und renovierte es größtenteils mit freiwilligen Helfern. 1997 wurde es vom Linzer Diözesanbischof Dr. Maximilian Aichern eingeweiht.
Heute wird das ehemalige Franziskanerkloster als »Haus St. Antonius« für Besinnungstage, Gebetstreffen und Exerzitien genutzt.
Die versetzte Kalvarienbergkapelle in der Bildmitte um 1890
Das Leben …
Die Regel des Franz von Assisi besagt, dass die Franziskaner im Gegensatz zu Bürgern, Adeligen und dem hohen Klerus als »mindere Brüder« (fratres minores) leben sollen. Sie sollen in Gemeinschaft und in Armut leben. Wenn sie durch die Welt gehen, sollen sie nicht streiten. Sie sollen einander zugetan sein und einander begegnen wie Geschwister.
Leonhard Helfrich Graf Meggau stattete das Kloster so aus, dass die dort lebenden Priester und etwa so viele Laienbrüder keinen Mangel erleiden mussten oder gezwungen waren, zu betteln.
Die Franziskaner kümmerten sich um Notleidende und waren in der Seelsorge tätig. Wie groß die Ordensgemeinschaft zum Beginn war, ist nicht überliefert. Zum Zeitpunkt der Aufhebung lebten noch zehn Priester und etwa so viele Laienbrüder im Kloster.
Die »gedeckte Stiege« von der Donau zum Klosterareal
Die Geheimnisse …
Unter den vorhandenen Pretiosen befand sich im Kloster auch die so genannte »Heilige Rute«, mit welcher der Erlöser gegeißelt worden sei. Sie war in Silber gefasst und eine weithin bekannte Reliquie. Sie sollte den Franziskanern aus der kaiserlichen Schatzkammer in Wien geschenkt worden sein.
Im Zuge der Aufhebung des Klosters zeigte sich indes, dass es keine Rute war, sondern »einer solchen Materie ähnlich, aus welcher die Kleiderbürsten gemacht werden, weswegen auch der bescheidene Pater Sonntagsprediger geäußert, dass Christus dem Herrn, der doch schmerzlich gegeißelt worden, kein Streich mit einer solchen Rute würde wehgetan haben.«
Literaturliste
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